Filmkritik: Godzilla – Größe ist eben doch nicht alles
6 von 10 Rückenzacken
Achtung! Anschnallen und Helm aufsetzen! Ich war am Samstag im Kino!
Jetzt werdet ihr euch sicher DAS fragen.
Die Alternative wäre Transcendence mit Johnny Depp gewesen, aber meine an Fetischismus grenzende Vorliebe für Monster ließ mir praktisch keine Wahl. Doch leider konnte mich Godzilla mit seiner Pranke nicht so derbe vom Hocker hauen, wie ich es mir erhofft hatte. Außerdem geistern immer noch Bilder des Benchmark-Riesenmonsterfilms Pacific Rim in meinem Kopf rum, gegen welchen Godzilla natürlich einiges an Fun hätte auffahren müssen. Doch leider war das Remake der japanischen Riesenechse dagegen geradezu langweilig! Aber woran lang das?
Für mich in erster Linie an vielen langatmigen Szenen. In einem Film mit gigantischen, alles zertrampelnden Monstern möchte man … einfach nur genau diese Monster sehen.
Bei Pacific Rim werden morgens die Jäger-Piloten raus geklingelt und müssen sofort Riesenmonstern auf die Schnauze hauen. Es geht einfach sofort zur Sache und das macht in einem Film mit riesigen Monstern und Robotern Laune. Godzilla könnte ich mir nicht noch mal anschauen, weil ich dann die langweilige erste halbe Stunde (oder mehr?) wieder über mich ergehen lassen müsste. Das Problem ist, dass sich Godzilla, anders als Pacific Rim, selbst ernst nimmt. Da muss erst langatmig die Geschichte drum herum konstruiert werden, bevor endlich eins der Riesenmonster was kaputt machen darf. Als reines Drama bzw. Katastrophenfilm war mir – und ich weiß, dass ich mich wiederholde – Godzilla einfach zu langweilig.
Zudem konnte der Film, zumindest bei mir, keinerlei emotionalen Widerhall erzeugen.
Spoiler ab hier!
Da wäre zum Beispiel die Frau des Wissenschaftlers und Breaking Bad-Darstellers, Bryan Cranston, die gleich zu Beginn bei einem tragischen Super Gau im Atomkraftwerk zu Tode kommt. In einer The Rock (Mit Nicolas Cage)–ähnlichen Szene (die so auch in zig anderen Filmen vorkommt) muss der liebende Ehemann zum Wohl der Kleinstadt eine Strahlenschutztür schließen, bevor seine Frau es raus schaffen kann. Traurig beäugen sich die Ehepartner ein letztes Mal als sich theatralisch eine zweite Schiebetür vor das Sichtfenster schiebt. Vermutlich ganz schön traurig, wenn einem die in 5 Minuten vorher eingeführten Personen nicht vollkommen am A vorbei gehen würden. Der Film hat es bis zum Ende nicht geschafft mich in irgendeiner Weise emotional zu vereinnahmen.
Hinzu kommen die vielen Schwächen in der Handlung, die teilweise recht absurd ist. Aber lässt man die fragwürdigen Militäraktionen gegen die Riesenmonster mal außen vor (Menschen machen eben manchmal verzweifelten Bullshit, wenn sie mit dem Unfassbaren und scheinbar Unbesiegbaren konfrontiert werden), konnte ich auch an den gespielten Rollen nichts wirklich realistisches finden. Dafür, dass der Film versucht Japans Urängste vor den Naturgewalten, personifiziert durch gigantische Monster, möglichst glaubhaft rüberzubringen, sind alle Verantwortlichen immer recht gechillt. Zitat eines Soldaten: „Tja, sieht so aus, als wären wir jetzt Monster-Jäger!“ Dass der Typ nicht hüpfend und pfeifend davon gesprungen ist, war auch schon alles.
Und dann gab es da noch den bekloppten, japanischen Wissenschaftler, der – vermutlich als Hommage an die kultigen Gummimonsterfilme von früher – nicht müde wurde den Namen des Alpha-Predator im japanischen Originalton zu rufen: GOSCHLAH! Zumindest hat es sich genauso angehört… Die Aufgabe dieses Witzboldes im Film scheint es gewesen zu sein, falsche Rückschlüsse zu ziehen und/oder wilde Vermutungen anzustellen. Denn als z.B. schon 2 Riesenmonster einige Städte in Schutt und Asche legen und noch ein drittes auf den Plan tritt (Godzilla), geht der gute Mann einfach mal davon aus, dass dieses sich nicht an der allgemeinen Zerstörung beteiligt, sondern die anderen angreift und hoffentlich besiegt. Warum auch immer…
JA, ich habe die subtile Botschaft mitbekommen, dass Menschen nicht immer so arrogant sein sollten sich anzumaßen, die Natur kontrollieren zu können und dass es manchmal besser ist, dem natürlichen Gleichgewicht eine Chance zu geben. Trotzdem ist der Typ im Film BANANE.
Aber um jetzt nicht nur die negativen Punkte aufzuzählen, sei an dieser Stelle versichert, dass der Film einige sehr stimmungsvolle und schöne Bilder zu bieten hat. Die sich auf Ruinen aufbäumenden Riesenmonster vor den fragilen, im Wind schwingenden Papier-Laternen oder die todesmutigen Fallschirmspringer, die sich in feurigem Zwielicht auf die furchteinflößenden Megamonster runter stürzen, sind sehr eindrucksvoll. Und es sind für mich als Monster-Liebhaber auch genau diese Szenen, die den Film gerade so aus der Mittelmäßigkeit auf die 6 von 10 Punkten heben. Godzilla hat für mich dasselbe Problem wie der erste Hulk damals oder auch King Kong von Peter Jackson: Beim zweiten Mal Sehen spult man einfach nur noch zu den optischen Leckerbissen vor. Und das ist für den Film als Ganzes leider kein Kompliment. Wer die alten Godzilla-Filme kennt wartet auf die „Trademark“-Moves von Riesen-Grobi … äh Godzilla … Aber nach Schwanz-Attacke und blauem Feuerstrahl ebbt die Euphorie schnell wieder ab. Godzilla stapft stoisch zurück ins Meer und außer einer apokalyptischen Wüste der Zerstörung bleibt nicht viel zurück.
Fazit: Wer einen wirklich geilen und unterhaltsamen Film mit Riesenmonstern sehen möchte, ist mit Pacific Rim deutlich besser beraten. Der Film nimmt sich selbst nicht allzu ernst und hat zudem noch Riesenroboter, einen geilen Soundtrack, witzige Charaktere und ohne Ende Action zu bieten. All das fehlt dem neuen Godzilla leider. Da die Riesenechse Godzilla selbst jedoch herzallerliebst ist und auch die anderen Viecher sehr eindrucksvoll in Szene gesetzt sind, solltet ihr euch den Film an einem verregneten Sonntagnachmittag zumindest mal auf Bluray auf die Glubscher massieren. Dann wirft auch niemand mit Popcorn, falls ihr mal eine Laber-Szene vor spult.